Stephan Tapper ist Bürgermeisterkandidat
Der 58-jährige Rasteder stellte sich am Vormittag auf Gut Wahnbek vor. Unterstützt wird er von CDU, Grünen und FDP.
„Zeit für neue Ideen“, so lautet Stephan Tappers Motto für den Bürgermeisterwahlkampf, der jetzt eröffnet ist. Gewählt wird zwar erst im Herbst 2026, doch Tapper wird die Zeit brauchen, um für sich zu werben. Eine Woche war gerätselt worden, wen die drei Parteien als Einzelkandidaten unterstützen – die Überraschung ist gelungen. Stephan Tapper dürften nur wenige Rastederinnen und Rasteder kennen. Das bietet Chancen, ist aber auch eine Herausforderung.
Bei seiner Vorstellung im Rahmen eines Pressegesprächs, zu dem CDU, Grüne und FDP eingeladen hatten, trat der Kandidat offen und selbstbewusst auf. Als Motivation für seine Bewerbung nannte er den Wunsch, „gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern die Zukunft unserer Gemeinde aktiv zu gestalten“. Dass dies in Zeiten kommunaler Finanznot nicht leicht werden wird, verhehlte er nicht. Auf Nachfrage schloss er Steuererhöhungen nicht aus.
Verwaltungsfachmann und Dozent
Geboren und aufgewachsen ist Stephan Tapper im Landkreis Friesland, seit 1997 lebt er gemeinsam mit seiner Familie in der Gemeinde Rastede. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
„Ich war fast 30 Jahre in der öffentlichen Verwaltung und habe als Beamter im gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienst alle Verwaltungsebenen von der Gemeinde- bis zur Landesverwaltung kennengelernt“, machte Tapper deutlich, dass er für das Bürgermeisteramt qualifiziert ist. Als Verwaltungsleiter im Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit baute er die neu gegründete Task-Force zur Bekämpfung von Tierseuchen mit auf. 2014 wechselte er als Dozent und Ausbildungsreferent zum Niedersächsischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung in Oldenburg (NSI), wo er – und auch an der Niedersächsischen Verwaltungshochschule – rechtswissenschaftliche Fächer unterrichtet. Hier schult er auch zukünftige Führungskräfte der Kommunen, einige von ihnen arbeiten heute in der Rasteder Gemeindeverwaltung.
In seiner Freizeit engagiert sich Stephan Tapper als ehrenamtlicher Seelsorger der Neuapostolischen Kirche. Seine große Leidenschaft sei die Musik, sagte er. Seit mehr als 30 Jahren singt er in einem renommierten Kammerchor.
Bürgerräte als Impulsgeber
Als Bürgermeister möchte er sich besonders für Bildung und Schulentwicklung einsetzen, aber auch für Klimaschutz, Landwirtschaft, Wohnen, Wirtschaft und das Ehrenamt.
Schule müsse „nah und verlässlich sein“, die Weiterentwicklung der KGS sei ihm ein großes Anliegen, so der Kandidat. In Sachen Klimaschutz müsse die Gemeinde weiter vorangehen. „Den Ausbau erneuerbarer Energien unterstütze ich – wenn er gut geplant ist und die Menschen vor Ort mitgehen“, erklärte er mit Blick auf Kritik aus der Bürgerschaft, was die Errichtung von Solaranlagen und Windparks betrifft. „Ohne Akzeptanz geht es nicht.“ Das gelte auch für die Landwirtschaft. „Landwirtinnen und Landwirte verdienen nicht nur Wertschätzung, sondern auch verlässliche Rahmenbedingungen und Unterstützung.“
Rastede brauche bezahlbaren Wohnraum, nannte Tapper eine weitere Aufgabe. „Ich setze auf gemischte Quartiere, bezahlbare Mieten und die Beteiligung der Dorfgemeinschaft bei der Planung.“ Grundsätzlich gelte: „Die Dörfer sind genau so wichtig, wie der Kernort.“ Zudem will Tapper Rastede als Wirtschaftsstandort stärken, z.B. durch neue Gewerbegebiete. Die sollen „finanziell tragfähig, ökologisch verträglich und verkehrlich sinnvoll sein“. Ein großes Anliegen sei es ihm, das Ehrenamt zu unterstützen.
Tapper betonte, er wolle ein Bürgermeister sein, der nicht nur entscheidet, sondern erklärt. „Ich setze auf echte Beteiligung, auf Transparenz im Rat – und auf Gespräche auf Augenhöhe.“ Dazu zählen für ihn auch neue Formate wie Bürgerräte: zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger aus allen Altersgruppen und Hintergründen kommen in Workshops zusammen, um Ideen zu entwickeln und Empfehlungen zu geben.
Ein klares Signal
In ihren Stellungnahmen betonten die Parteien das Besondere ihrer Kooperation. „Dies ist ein Schritt, den es so in Rastede noch nicht gab – ein klares Signal – CDU, Grüne und FDP unterstützen gemeinsam einen unabhängigen, parteilosen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters“, betonte der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander von Essen. Und nannte auch den Grund: „Verantwortung wurde nicht angenommen, wo sie notwendig gewesen wäre – in der Funktion des Bürgermeisters und damit des Verwaltungschefs.“ Die Kritik an Amtsinhaber Lars Krause wurde auch von Grünen und FDP geteilt. „Wir Grüne haben uns in den letzten Jahren für Klimaschutz, für Bildung und für mehr Beteiligung eingesetzt. Wir haben erlebt, wie schwierig es ist, Politik zu gestalten, wenn die Spitze der Verwaltung unsere Anträge und Beschlüsse verzögert oder gar nicht umsetzt“, sagten Leonie Piwczyk und Christian Finck, Sprecherteam des Grünen-Ortsverbands. So sah es ebenfalls Christian Meyer-Hullmann, stellvertretender Vorsitzender des FDP-Ortsverbands und der Fraktion. „Es wird mehr verwaltet als gestaltet.“ Das merke man an nicht weiterverfolgten Anträgen und versandeten Projekten. „Und bei einem Gesprächsklima, das eher unterkühlt als lösungsorientiert war.“ Es habe nicht an Ideen, es habe an Führung gefehlt, stimmte der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbands, Tim Kammer, zu. Und der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jan Hoffmann erklärte: „Wir als Politik wollen unsere Rolle zurück.“
Mit Stephan Tapper habe man, da sind sich die Unterstützer des Bewerbers einig, jemanden gefunden, der wisse, wie man Entwicklungen anstößt. „Vor allem aber bringt er mit, was zuletzt oft gefehlt hat: Klarheit, Offenheit, überparteiliches Vermittlungsgeschick“, so Alexander von Essen. Tapper habe starke Voten aus den Fraktionen, Vorständen und von den Mitgliedern in den jeweiligen Ortsverbänden erhalten.
Stephan Tapper hat bereits einmal für ein Bürgermeisteramt kandidiert: 2021 in Hude. Damals ist er in der Stichwahl knapp unterlegen. Diesmal soll es klappen, wünscht er sich. Um sich in der Gemeinde bekannt zu machen, startet er zunächst mit einer Tour durch die Vereine.